Biosphären-Reservat mit Ökostrom

Man sieht schon die Anfänge…


Graciosa-Strom nur aus Wind und Sonne

Graciosa, „die Anmutige“, ist die zweitkleinste der Azoren-Inseln und hat etwa 4.500 Einwohner. Hier wird von Younicos, einem Berliner Start-Up-Unternehmen das weltweit erste erneuerbare Energiesystem auf Basis von bis zu 100 Prozent Wind- und Sonnenstrom errichtet.

Auf Graciosa wird gezeigt, dass erneuerbare Energien technisch wie wirtschaftlich fossilen Energieträgern überlegen sein können. Indem immer teurer werdender importierter Dieselkraftstoff ersetzt wird, werden die Energiekosten gesenkt. Den Gewinn hieraus teilen sich Portugal und die Investoren, die die Umrüstung finanzieren. Das gesparte CO2 ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Den Diesel einfach ausstellen

Wie auf vielen Inseln dieser Größe ist der Anteil von erneuerbaren Energien auf Graciosa heute auf etwa maximal 15 Prozent beschränkt. Egal wie viele Windräder und Photovoltaikanlagen man dort bauen würde – der Löwenanteil des Stroms muss immer von den Dieselgeneratoren kommen.

Wie kann diese Abhängigkeit von den Dieselgeneratoren gebrochen werden? Intelligente Leistungssteuerung und eigens entwickeltes Energiemanagementsystem werden das bestehende Netz dezentral und „demokratisch“ machen. Zusammen mit einem 2,6 Megawatt Batteriespeicher erlaubt das einen 4,5 Megawatt Windpark und ein 1 Megawatt Photovoltaikkraftwerk auf der Insel zu bauen und sicher zu betreiben. Außer einer Leitung zum Windpark werden keine neuen Leitungen gelegt.

So kann das Stromsystem von Graciosa bis zu 100 Prozent Wind- und Sonnenenergie aufnehmen und sofort nutzen. Die Dieselgeneratoren werden nur noch als Reservesystem benötigt.  So können vorerst im Jahresdurchschnitt 70 Prozent des auf der Insel benötigten Stroms aus Erneuerbaren gedeckt werden.

Nicht nur sauberer, auch „besserer“ Strom

Die Insulaner erhalten sogar bessere Stromqualität. Das System erhöht durch die Geschwindigkeit der Regelungen die Spannungsqualität und die Versorgungssicherheit.

Nicht nur technisch, auch wirtschaftlich Neuland

Das Projekt senkt die gesamtwirtschaftlichen Kosten. Anders als bisher bei Wind- oder Solarprojekten oft üblich, wird die Umstellung auf Erneuerbare  Energien nicht über eine feste Einspeisevergütung finanziert, die dann wiederum auf alle Stromkunden umgelegt wird. Stattdessen erhält die Projektgesellschaft, die das saubere Energiesystem betreiben wird, einen Teil dessen was der Dieselstrom sonst gekostet hätte. So rentiert sich die Umstellung für alle.

Gründlich vorbereitet

Den Nachweis der technischen Machbarkeit des Systems wird bereits in der Test- und Demonstrationsanlage in Berlin-Adlershof erbracht. Diese Anlage enthält die wichtigsten Bestandteile des neuen hybriden Systems. Hier werden die Energieflüsse auf Graciosa im Maßstab 1:3 nachgestellt.

Adiós Tanker

Die Realisierung des Projekts hat 2012 begonnen und soll 2015 abgeschlossen sein. Parallel wird bereits daran gearbeitet, auch das Backup-System mit vor Ort erzeugten Pflanzenabfällen zu betreiben, saisonale Speicher einzusetzen oder mit Hilfe von Lastmanagement den Dieselverbrauch weiter zu senken. Spätestens dann wird kein Öltanker mehr die Insel auf seiner Route anfahren müssen.